Dienstag, 23. Dezember 2008

keine Sonne, aber nicht dunkle

Wenn man überall rumerzählt, man geht für 4 Monate nach Helsinki, wird man Zeuge von fragende Gesichter und diese Gesichter unterhalten sich dann auch nur noch in Frageform mit dir...'Jetzt im Winter'...'Aber da ist es doch kalt'...'und dunkle'...'Gibt es da nicht nur Schnee'....'Und die wilden Tiere'...'Die laufen den ganzen Tag nur mit Skiern und Schneeschuhen rum'...Und die Antworten die man hat, beschränke sich dann erstmal auf...'JA'...

Was wird also passieren, wenn ich anfange zu erzählen...'Als ich in Lappland war...'
'JA - es war kalt da, bis zu 27°C'...'JA - da es war dunkel da, mal abgesehen von 3 Stunden am Tag'...'JA - es lag überall Schnee, von Oktober bis Mai'...'JA - die Rentiere haben mir aus der Hand gefressen'...'JA - ich habe mich auch auf Skiern und Schneeschuhen fortbewegt'....usw.....

Und am Ende dieser ganzen JA's steht dann...es war großartig...eine Woche Vollprogramm mit viel Natur drumherum, wo auch eine 17 stündige Busfahrt den Gesamteindruck nicht viel ändern konnte...aber für ein 'aber nicht wieder mit den Bus' reichte es dann doch...für 5 Nächte in einer Hütte ohne fließend warmes Wasser und Strom, hatte meine Enthusiasmus dann auch nicht gereicht...eine Hütte mit Küche, Dusche, Kamin und einer Sauna ganz in der Nähe, war dann schon eher mein Fall...Und das mit den draußen Leben bzw. Überleben kann man sich ja auch mal in Ruhe zeigen lassen... der Survival Course mit Icefishing, Quinzees (ähnlich eine Iglu) bauen und Karte/Kompass mit Snowshoe Orienteering hatte mal wieder was von Ferienlager und Spielenachmittag...aber das warmhalten bei -18°C über den ganzen Tag hatte da auch schon irgendwas von von Abendteuer...keiner Tipp - warme Füße sind bei solchen Temperaturen irgendwie vom Vorteil...Wie schon die letzten 3 Monate zuvor, kann man immer wieder an kleinen Sachen, die Herkunftsländer einiger Mitreisender erkennen...Aus welchen Land könnten der Erbauer stammen, der das mit dem Bau einer Schneehütte(links) irgendwie falsch verstanden hatte(rechts)...
kleiner Tipp...lustige Leute mit lustiger Sprache, die bei größeren Tunieren von Ballsportarten immer etwas früher nach Hause fahren und eine Hang zur orangenen Farbe pflegen....wenn schon erfrieren, dann aber mit einen Lächeln im Gesicht...

Jetzt kann ich den Hang zum exzessiven Saunieren verstehen...wenigsten einmal am Tag den fröstelnden Körper durchheizen...in unseren Fall könnte man diese Woche dann auch als eine Art Trainingslager bezeichnen, wobei man diese fleißenden Bewegungen....der Kelle in einem ständigen Kreislauf von Entnahme aus dem Wasserbehälter und Ergießen über dem Ofen... nicht in einer Woche erlernen kann. Eine Temperaturmessung findet dann wohl durch Schmerzempfindungen über Haut statt...in einer finnischen Sauna ist weder eine Temperatur- noch eine Feuchtigkeitsanzeige anzufinden...die Finnische innere Temperaturmessung scheint da wohl auch von einem anderen Hersteller zu stammen...

Wenn wir schon über finnische Lebensweise reden und das Nachahmen der Zugereisten, welche das gut 2 bis 3 Nummern kleiner hinbekommen...dann, ja ich habe es getan...ich war drin...2 bis 3 Nummern kleiner...aber ich war drin...auf Finnisch heißt das dann 30s ist wohl normal und eine Minute ist dann schon ganz gut...wenn wir von 10-15s sprechen, enthält diese Zeitspanne auch das Ein- und Aussteigen sowie natürlich den Brunftschrei zwischendurch...hier wieder ein Tipp, es soll ja Leute geben, die die Strecke von der Sauna runter zum Eisloch im See flinken Fußes ohne Badelatschen hinbekommen...aber die sind dann ganz flink...
Nach dem Entsteigen aus dem Pool, kommt es zu einer Fehlermeldung des Körpers...nein, die Beine sind nicht abgestorben...und wenn man es auch nicht glauben will, auf halber Strecke zur Sauna zurück, wird es dann auch richtig warm...dieses Erlebnis, bleibt aber den Menschen mit den flinken Füßen verborgen...wer anderes masochistisch veranlagt ist und auf Nadelstiche steht, kann sein Glück im Schnee probieren...ich kann nur sagen, es sind verdammt viele Nadeln...in beiden Formen der Abkühlung spielt der Wind eine potenzierende Rolle...ohne Wind lassen sich auch -22°C aushalten...

Nach diese abendlichen Trainingseinheiten, war ich nun gerüstet, für die Abschlussprüfung...es stand dann nochmal ein Tag im Bus an...auf dem Weg zum Arktischen Ozean...im Bus saßen wir drei nun...ich und die zwei Herrn auf meinen Schultern...der Eine mit der genialen Ausrede...'Ich fühl mich heute ein wenig kränklich und es gibt weder Sauna noch Dusche' und der Andere...'JA, mußt du selber wissen, kannst ja bei nächsten mal, wenn du mal wieder vorbei kommst' ...eine halbe Stunde vor der Ankunft hatte dann der Andere gewonnen, aber der Eine stand immer noch am Hintertürchen und hielt sie sperrangelweit auf...

Ich habe es dann auch wirklich getan, schon allein weil die Herren mit der orangenen Seele diesmal nicht früher nach Hause fahren wollten...Golfstrom hin oder her...eisfreieres Wasser hin oder her...-15°C Aussen- und etwa -6°C Wassertemperatur (30% Salzgehalt) sind dann doch nicht so warm...aber wenn ich schon mal umgezogen war und auf den Weg zum Wasser schon gesichtet wurde...wie soll man da noch umdrehen...hier wieder ein Tipp, entweder bis ins Wasser mit Badelatschen oder vielleicht mal an Füßlinge von der Taucherausrüstung denken...dann kann der Körper vielleicht, auch die ganze Zeit mit den Füßen kommunizieren...ach ja Brunftschrei war auch wieder mit von der Partie...hat irgendwas von Motivationstraining...

In den nebenstehenden Bildergalerien sind eingige farbenfrohe Bilder zu erkennen...nein, die sind nicht gemalt und die Aussage eine zugezogenen Südfinnen paßt dann auch dazu...'Hier ist jeder Tag anders'...
Hier sieht man die Sichtweise der Samen, wenn wir Mitteleuropäer davon sprechen, da ist es doch immer dunkel...also bei einer solchen Dunkelheit, kann man eine zeitlang auch mal auf die Sonne verzichten...